Unsere Highlights von der Salone del Mobile Milano 2022

Einige Küchentrends, die wir 2018 mit Begeisterung in Mailand entdeckt haben, sind mittlerweile fester Bestandteil der Küchen-Landschaft in Deutschland: Dunkle Farben, Naturstein, professionelle Küchengeräte und das Verschmelzen von Küche und Wohnbereich. Vier Jahre später hat das italienische Küchendesign trotzdem immer noch eine klare Vorreiterrolle. Die Farbpalette ist weiterhin kräftig und selbstbewusst und auch einige andere Trends wurden konsequent weitergedacht. Doch für den eigentlichen Wow-Effekt sorgen nun Material, Form und Textur.

Fronten mit vertikalen Lamellen finden wir zwar bereits hierzulande in den Programmen von Schüller und next125, Einsatz und Beschaffenheit unterscheiden sich aber von den Exponaten auf der Salone del Mobile: Hier sehen wir feinere Lamellen häufig in Kombination mit Stein als Fronten, Wand- und Nischenverkleidungen. Generell werden die Formen einfacher während die Oberflächen aufregender werden. Auf die Spitze getrieben wird dieses Prinzip von monolithischen, quaderförmigen Kochblöcken mit eingelassenen Spülbecken und Bodenbelag aus dem gleichen Stein von Mirage mit charakteristischer Maserung. Etwas Ähnliches haben wir letztes Jahr schon bei Poggenpohl gesehen. Allerdings nicht mit dieser Konsequenz. Nur vereinzelt werden ebenmäßigen Fronten von feinen Fugen und dezenten Griffmulden durchbrochen. Im völligen Gegensatz dazu begegnet uns aber auch eine Küche, deren einfarbige Fronten durch ein ausdrucksstarkes Rahmen-Design inszeniert werden. Erstaunlicherweise ohne dabei auf den Retro-Aspekt zu setzen, den wir von Landhausküchen kennen. Ebenfalls außerordentlich bemerkenswert: Ein einfach gehaltener Kochblock aus Edelstahl, dem es gelingt, sich vollkommen von der Großküchen-Assoziation zu lösen.

Einer der Hauptgründe, warum der Edelstahl-Kochblock dem Material zum Trotz so überhaupt nicht nach Großküche aussieht, ist die eingesetzt verbaute Arbeitsplatte. Ein Küchentrend der uns erstmals in Mailand begegnet ist und der sich maßgeblich auf die ästhetische Wirkung des Kochblocks auswirkt. Eingesetzte Arbeitsplatte bedeutet, dass die Oberkanten der Fronten überstehen. Diese Konstruktionsweise mit ihrem minimalistischen Fugenbild bringt einen ganz neuen Spin in die Küchengestaltung. In den Details zeigt sich, dass der Trend zur eingesetzten Arbeitsplatte neue kreative Türen aufstößt. Besonders beeindruckt waren wir von einer Mineralwerkstoff-Arbeitsplatte mit schmalem Wulstrand. Dieser wird im Gehrungswinkel der Holztürkanten fortgesetzt. So entsteht im geschlossenen Zustand ein sanfter Übergang im Innern während außen die klare Quaderform dominiert. Ebenfalls in ihren Bann gezogen haben uns Fronten mit dreidimensionaler, polygonaler Struktur. Das Spiel von Licht und Schatten auf den metallisch glänzenden, einfarbigen Kochblöcken und Hochschränken verleiht ihnen eine besondere Tiefe und Ausstrahlung.

Letztes Jahr auf der area30 haben wir einiges an neuen Küchengeräten gesehen. Auf der Salone del Mobile steht definitiv eher das Design im Vordergrund. Neben dem XBO von BORA, der bereits 2021 vorgestellt wurde, gibt es eine neue Quooker Designarmatur, die sicherlich noch für Aufsehen sorgen wird. Besonders aufregend finden wir aber den Trend zur Outdoorküche, den wir in Mailand beobachten. Hier begegnen uns High-Tech Küchenzeilen aus rostfreiem Stahl für den Außenbereich, die mit integrierten Gasgrills und Spülbecken definitiv das Zeug dazu haben, Outdoorcooking auf einen neuen Level zu heben. Mit diesem wegweisenden Küchenkonzept werden Vorbereitung und Abwasch aus dem Innenraum ins Freie verlagert. So wird jeder Aspekt der Grillparty zum gemeinsamen Erlebnis.

Wir haben bereits 2018 beobachtet, dass dunklere und wärmere Farben Einzug in die Küche halten und die offene Wohnküche immer mehr zum Standard wird. Wir haben 2021 auf der area30 eine Vielzahl von Sideboards, Vitrinen und anderen Wohnelementen in den neuen Programmen der Küchenhersteller gesehen. Und mit dem BORA XBO ist die Profitechnik für den Privatgebrauch endgültig nicht mehr nur Gaggenau vorbehalten. All das finden wir auch auf der Salone del Mobile vor. Auch in Mailand ist der BORA XBO allgegenwärtig, next125 stellt einen neuen Barschrank mit Falttüren vor, viele Küchen verfügen über angedockte Esstische und einige Küchenhersteller machen sich nach dem Wohnbereich an die Eroberung des Badezimmers und präsentieren Waschtische. Alles in allem erwartbare Entwicklungen. Überrascht hat uns jedoch, dass auch im Profibereich wohnliches Design und angenehme Farben Überhand nehmen und den gewohnten Edelstahl verdrängen: Steinerne Arbeitsplatten treffen auf Holzlamellen und Weinklimaschränke mit Eichenrahmen. Alles hat hier die robuste Haptik und das Format, das man aus dem Gastronomiebereich kennt, die Raumwirkung ist jedoch eine völlig andere. Diese Küche muss sich nicht verstecken. Sofort kam uns der Gedanke an ein Bistro mit einsehbarem Kochbereich, an ein offenes Konzept wie es im Privatbereich bereits üblich ist. So etwas erscheint nun absolut vorstellbar.

Im Badezimmer- und Wohnbereich der Messe begegnet uns ein interessantes Kontrastprogramm aus minimalistischer Formensprache und ausdruckstarken Materialien, Mustern und Farben. Hier setzen einfache Formen zu komplexen Skulpturen zusammen, die begleitet werden von minimalistischen Lampen und asymmetrischen Waschtisch-Unterschränken. Wir sehen Waschbecken auf gefliesten Sockeln mit freistehenden Armaturen und Badewannen mit matter Oberfläche oder aus semitransparentem Braunglas. Wir entdecken einen neuen Duschkopf und eine Kugelleuchte von Alape und beobachten wie minimalistisches Design, matte Oberflächen, indirekte Beleuchtung und schmale Kanten jeden Aspekt des Wohnbereichs vom Bad bis zum Schlafzimmer erobern. Jedoch beinahe immer kontrastiert durch gewagte Formen oder markante Designelemente wie beispielsweise Vitrinentüren mit breiten schwarzen Rahmen und Klarglasfüllung. Inmitten der Flut aus neuen Eindrücken begegnen wir auch unseren Partnern von Montbel, die hier in Mailand ihre neue Designlinie präsentieren und überwältigt sind vom positiven Feedback. Diese werden wir Ihnen ausgiebig vorstellen, sobald der neue Montbel-Katalog erscheint.

Wie jedes Mal – wenn nicht sogar in höherem Maße – kehren inspiriert aus Mailand zurück. Wir haben sehr viel Neues gesehen, das wir hier kaum besprochen haben: Unzählige Luxusarmaturen und Spülbecken, extravagante Polstermöbel und kreativ eingesetzte Bepflanzung. Obendrein auch noch wegweisende Tech-Innovationen von Samsung. Zwischen all den neuen Eindrücken hatten wir durch den gemeinsamen Trip auch den idealen Rahmen, ein paar Ideen auszutauschen und Pläne zu schmieden. Eins ist sicher: Bis zu unserem nächsten Besuch der Internationalen Möbelmesse in Mailand wird viel passieren.