Konsequent geradliniges Design

Wenn man eine Bar in einen Kamin einbaut, erkennt jeder: Das ist ein aufwändiges Projekt, das ein hohes Maß an Know-How und Sorgfalt voraussetzt. Doch es gibt durchaus äußerst anspruchsvolle Projekte, die den Aufwand, der in ihnen steckt, nicht ohne weiteres preisgeben. Wenn beim Design Wert auf ein Maximum an Geradlinigkeit und Einfachheit gelegt wird, fällt es manchmal schwer, das Besondere daran auf den ersten Blick zu erkennen. Das folgende Projekt war definitiv eines von dieser Sorte. Klare, minimalistische Designprinzipien und eine fast monochrome Farbwahl lassen die Innenarchitektur so schlicht und monolithisch wirken, dass ein Bericht über die Details und Besonderheiten ganz besonders sinnvoll erscheint. Von speziellen Materialien, Konstruktionsweisen, Oberflächen und Sonderanfertigungen werden Sie im folgenden Komplettausbau-Bericht mehr lesen, als Sie jetzt vielleicht noch vermuten. Denn elegante Einfachheit zu erreichen ist alles andere als einfach.

Die Lounge wirkt endlos dank Parsol Spiegel

Garderoben­­schrank

Das geradlinige Innenausbau-Konzept kommt im Eingangsbereich der Privatwohnung direkt voll zum Tragen. Hier galt es in das vorhandene Mauerwerk einen raumhohen Garderobenschrank einzupassen. Dieser bietet hinter drei großen Drehtüren eine Menge Stauraum. Zwei der drei Türen sind mit schwarz pulverbeschichteten Griffprofilleisten versehen, eine mit Tip On-Funktion. Die Leisten setzen wirkungsvolle Akzente, indem sie die monochrom weiße Oberfläche unterbrechen. Sie kommen überall dort zum Einsatz, wo die Konstruktionsweise keine Tip On-Funktion erlaubt. In diesem Fall liegt es am großen Format der Schranktüren. Die ebenmäßige Gestaltung von Garderobenschrank und Wandverkleidung räumt den im Grunde schlichten Griffleisten eine maßgebliche Rolle als zentrales Design-Element ein. Im Innern erlauben höhenverstellbare Fachböden und Kleiderstangen die optimale Organisation der Garderobe. Ebenfalls verborgen im Einbauschrank befindet sich die Revisionsöffnung für den Schaltschrank.

Die Lounge wirkt endlos dank Parsol Spiegel

Wandverkleidung

Um die klaren Designprinzipien weiterzuführen, wurde das an den Garderobenschrank angrenzende Mauerwerk mit einer Wandverkleidung versehen. Diese sorgt für eine plane Fläche im monochromatischen Look, die sämtliche Elektrik- und Installationsbestandteile aufnimmt und verbirgt. Die mit 2,8 Metern raumhohe, weiß lackierte Wandverkleidung bildet einen Kubus, der auf der linken Seite flächenbündig den Garderobenschrank aufnimmt und dessen ebenmäßige Oberfläche nur durch das Blockrahmenelement an der Vorderseite unterbrochen wird. Dieses beherbergt eine rauhmhohe Innentür mit unsichtbaren Bändern. Von außen ist lediglich der Türgriff sichtbar. Innen befindet sich zusätzlich ein Knopf zur elektrischen Verriegelung, denn im Kubus befinden sich Gäste-WC und Schuhschrank.

Gäste-WC

Im Innern des monolithischen Kubus begegnet uns ein weiteres wiederkehrendes Gestaltungselement, das dank der allgemeinen Schlichtheit der Innenarchitektur besonders gut zur Geltung kommt: Die Wand zur Linken ist beschichtet mit polymermodifiziertem Betonputz. Dieser spezielle Putz wird mittels Spachteltechnik aufgetragen und verleiht Oberflächen von Wänden, Böden oder gar Möbeln eine einzigartige Struktur und Beton-Optik. Der entscheidende Vorteil gegenüber gewöhnlichem Beton ist neben der Belastbarkeit und geringen Auftragsstärke die spezielle Versiegelung, die eine einfache Reinigung und den problemlosen Einsatz im Nassbereich erlaubt. An dieser Wand befindet sich das Gäste-WC, welches mit einem kleinen Waschbecken, in die Wand eingelassener Design-Armatur, Kristallspiegel und Toilette recht einfach gehalten ist.

Schuhschrank

Dem Gäste-WC gegenüber befindet sich ein fünftüriger Einbauschrank im Stil des Garderobenschranks. Vier der fünf Türen verfügen auch hier über schwarz pulverbeschichtete Griffleisten, die fünfte über eine Tip On-Funktion. Im Schrank befindet sich Stauraum für ungefähr 48 Paar Schuhe. Organisiert werden die Schuhe in anthrazit pulverbeschichteten Auszügen. Die unheimlich wertigen Schweizer Fabrikate hatten wir auf der Holz-Handwerk 2018 entdeckt und waren sofort begeistert. Diese bestehen aus einer Grundplatte mit einer aufgesetzten Schrägablage, die die Anordnung in zwei Ebenen pro Schuhauszug erlaubt und sorgen für optimalen Überblick. Zusätzlich zur Schuhorganisation erlauben zwei innenliegende Drehtüren den Zugriff auf den Heizverteiler.

Pivot-Tür als mobiler Raumteiler

Pivot-Tür

Im gleichen weißen Schleiflack-Finish wie Möbelfronten und Wandverkleidung ist die Pivot-Tür gehalten. Die raumhohe Sondertür trennt den Wohnbereich vom Gästebereich und verzichtet – ganz den Designprinzipien des Projekts entsprechend – auf jegliche Schnörkel. Kein Türdrücker, kein Griff, keine Zarge. Die Pivot-Tür fungiert hier schlicht als bewegliche Wand, die völlig diskret ihrer Aufgabe nachkommt. Mit ihren fast drei Metern Höhe ist die in beide Richtungen aufschwingende Pendeltür jedoch alles andere als gewöhnlich.

Gästebad mit Mineralwerkstoff-Waschtisch

Auch das Gästebad nimmt die Beton-Oberfläche als Gestaltungselement wieder auf. Sowohl der Boden als auch zwei Wände sind mit einer fugenlosen Schicht aus aufgespachteltem polymermodifiziertem Betonputz überzogen. Dank der hervorragenden wasserabweisenden Eigenschaften des Spezial-Betons ist die Dusche lediglich durch eine Glasscheibe vom Rest des Badezimmers getrennt. Eine Nische in der Betonputz-Oberfläche des Duschbereichs dient als Ablagefläche für Dusch-Utensilien. Kontrastiert wird die gespachtelte Beton-Optik durch schwarze Wandfarbe.

Das Herzstück des Gäste-Badezimmers ist jedoch der Waschtisch. Hier sind nicht nur Tischplatte und Waschbecken aus einem Stück Mineralwerkstoff gefertigt. Der seidenmatte, 12mm starke Mineralwerkstoff bildet einen frei schwebenden Rahmen, der an der Wand montiert ist. Die Fronten des Waschtischs sind die einzigen sichtbaren Bestandteile aus weiß lackiertem Holzwerkstoff. Sie sind mit den gleichen schwarz pulverbeschichteten Griffleisten versehen wie Garderoben- und Schuhschrank. Die Schubkästen und Auszüge, die sich dahinter befinden, sind ebenfalls in mattschwarz gehalten und schaffen so einen interessanten Kontrast. Auch dies ist ein ein charakteristisches Element, das sich in diesem Projekt immer wieder findet. Abgerundet wird die Raumgestaltung durch einen dreigliedrigen Spiegelschrank mit Kristallspiegel und maßgefertigter LED-Leiste, in die Wand eingelassene Design-Armaturen und Details wie einen verchromten Tip On-Abfluss.

Gästebad mit Waschtisch aus Mineralwerkstoff

Immer auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie alle ein bis zwei Monate interessante Berichte und eindrucksvolle Impressionen zu unseren aktuellen Projekten und Aktionen sowie alle wichtigen Neuigkeiten.

Trennwandmöbel mit Glas-Vitrine

Trennwandmöbel mit Vitrine

Auch das Dachgeschoss folgt ganz dem Prinzip der eleganten Einfachheit. Dennoch ist nichts von dem, was beim Betreten ins Auge fällt gewöhnlich. Hüfthohe Festverglasung schafft eine klare und dennoch lichtdurchlässige Grenze zum Treppenaufgang. Der raumhohe Schrank, der den Eingangsbereich vom Schlafraum abgrenzt, fällt sofort ins Auge. Im Gegensatz zu den anderen Einbauschränken sind hier die Türen von einem Vitrinenelement unterbrochen und verfügen allesamt über Tip On-Funktion. Dennoch handelt es sich entgegen dem ersten Eindruck um drei raumhohe Türen. Das Glas-Element nämlich ist eingeklebt, sodass keine Beschläge vonnöten sind. In der Vitrine sorgt diagonal in Richtung Rückwand leuchtende LED-Beleuchtung dafür, dass die Exponate optimal ausgeleuchtet sind.

Um optimale Lichtverteilung zu gewährleisten und die Innenarchitektur aufzulockern, füllt das Trennwandmöbel nicht die volle Raumbreite. Stattdessen ist auf der linken Seite ein Festglaselement so eingepasst, dass es den Ansatz der Dachschräge ausspart. Auch hier konnten Beschläge vermieden werde. Das Glaselement wurde in einer Nut in Wand und im Einbauschrank befestigt. Rechts des Trennwandmöbels finden wir die einzigen sichtbaren Beschläge. Eine raumhohe Glastür ist hier mit Pivot-Scharnieren an Decke und Boden aufgehängt und mit einem schlanken Griff aus gebürstetem Edelstahl versehen. Auf der Rückseite des Trennwandmöbels, dem Bett zugewandt, hängt ein TV-Gerät mit Soundbar. Um dieses anzubringen, war eine besonders belastbare Unterkonstruktion vonnöten. Diese jedoch ist voll in den Einbauschrank integriert und somit vollkommen unsichtbar.

Masterbad mit Design-Spiegel

Das Masterbad im Dachgeschoss ist dem Gäste-Bad im Grunde recht ähnlich, verfügt jedoch über einige Besonderheiten. Die Wand wurde ebenfalls mittels Spachteltechnik in Beton-Optik gestaltet und beherbergt eine Design-Armatur. Der darunter befindliche Waschtisch entspricht in Design und Beschaffenheit seinem Gegenstück im Stockwerk darunter: Ein Rahmen aus Mineralwerkstoff mit eingelassenem Waschbecken mit Tip On-Abfluss ist schwebend an der Wand montiert. Die drei Fronten bestehen aus weiß lackiertem Holzwerkstoff und verfügen über schwarz pulverbeschichtete Griffleisten. Im Innern finden sich auch hier insgesamt fünf mattschwarze Schubkästen.

Ein Unterschied, der sofort ins Auge fällt ist jedoch der dreiteiliche Design-Spiegel oberhalb des Waschtisches. Die einzelnen, treppenförmig entlang der Dachschräge angeordneten Kristallspiegel verfügen über abgerundete Ecken und überlagern sich in mehreren Ebenen. Das mittlere der drei Spiegelelemente verfügt über zwei Lichtleisten in der Spiegelfläche und ist am weitesten vorne angeordnet. In eine Unterkonstruktion zwischen Wand und Spiegel wurde indirekte LED-Beleuchtung implementiert, die sowohl den Design-Spiegel stilvoll von der Wand absetzt als auch die Struktur der Beton-Oberfläche inszeniert. Ein weiterer Unterschied findet sich in der Duschkabine. Anstelle der Beton-Oberfläche wurde hier auf zwei raumhohe Marmorplatten gesetzt. Auf der gegenüberliegenden Seite am Durchgang zum Ankleidezimmer wurde eine freistehende Badewanne installiert, die entspannende Stunden mit Blick aus dem Dachfenster verspricht.

Ankleidezimmer im Dachgeschoss

Von der freistehenden Badewanne aus fällt der Blick in ein geräumiges Ankleidezimmer, das – wie könnte es anders sein – voll auf schnörkelloses, geradliniges Design setzt. Sofort fällt das in die Dachschräge eingepasste Sideboard ins Auge, das sich vonder Grenze zum Badezimmer bis zur gegenüberliegenden Wand erstreckt. Dort läuft es noch ein Stück um die Ecke, bis es auf einen ebenfalls in die Dachschräge eingepassten offenen Schrank mit Fachböden und Kleiderstange trifft. Die Ablagefläche des Sideboards ist mit weiß lackierten Holzwerkstoffplatten von 10 mm Stärke belegt. Hier war akkurates Arbeiten in der Vorproduktion besonders wichtig, denn bei Laibungen wurden so ausgespart, dass das Sideboard zugleich als Fensterbank dient. Sämtliche Türen verzichten vollständig auf Griffe und sind mit Tip On-Funktion ausgestattet. Die Schubkästen im Innern sind wie schon bei den Waschtischen in mattschwarz gehalten. Ebenfalls im Sideboard verborgen sind Revisionsöffnungen für die Elektrik.

Stauraum ohne Ende

Gegenüber befinden sich im rechten Winkel zur Dachschräge ausgerichtete Einbauschränke. Beim vom Badezimmer aus gesehen ersten Schrank handelt es sich um eine über Eck verlaufende, offene Konstruktion. Zwei Segmente sind jeweils mit einer schwarz pulverbeschichteten, eckigen Kleiderstange im unteren Bereich und einem Kleiderlift sowie einer Ablage oben versehen. Das Eck-Segment verfügt über drei Fächer im oberen Teil und eine ebenfalls mattschwarze Eck-Kleiderstange darunter. Umseitig, ebenfalls im rechten Winkel zur Dachschräge, befindet sich ein weiterer Einbauschrank mit vier raumhohen Drehtüren. An den Türen kamen ebenfalls die schwarzen Griffleisten zum Einsatz. Der Aufbau im Innern besteht wie beim Schrank auf der Rückseite aus zwei Segmenten mit Kleiderstangen im unteren Bereich mit und darüber befindlichen Kleiderliften sowie einem Fachboden. An der Seitenwand der beiden Einbauschränke gegenüber dem Sideboard wurde ein Spiegel von 1,5 mal 2,8 Metern angebracht, der dem Ankleidezimmer neben seinem offensichtlichen Zweck außerdem mehr Tiefe verleiht.

Einbauschrank mit indirekter LED-Beleuchtung

2100 LEDs

Die Sockel sämtlicher Einbaumöbel wurden mit indirekter LED-Beleuchtung hinter einer Opalglasabdeckung versehen. Insgesamt wurden dafür jeweils 17,5 m Glas und Aluminiumprofile verarbeitet sowie 2100 LEDs. Die Sockelbeleuchtung sorgt nicht nur für ausreichend Licht, um sich ohne andere Lichtquellen im Ankleidezimmer zurecht zu finden. Sie verleihen den monolithischen Einbaumöbeln zusätzlich eine gewisse Leichtigkeit und betonen effektvoll die Maserung des geseiften Eichenfußbodens.

Innenarchitekt

Hammer Margrander Interior

Innenausbau

Hammer Margrander Interior